28. Februar 2014
Oft bekomme ich Anfragen von Lesern, die gerade zu aquarellieren begonnen haben. Durch die Vielfalt an Informationen in Büchern oder im Internet ist man leicht überfordert. Mir ging es genauso. Ich dachte, wenn ich nur das „richtige“ Material benutze, male ich wie Ekkehardt Hofmann oder Martin Lutz. Ich besorgte mir Pinsel über Pinsel, Farbe über Farbe, aber das Ergebnis war nicht befriedigend. Manchmal sah ein nachgemaltes Bild ganz hübsch aus, aber ich wollte auch eigenes gestalten. Der Schlüssel zur aktiven Malerei ist Üben. Nicht nur große Bilder malen, sondern Details ausarbeiten. Wenn du z.B. einmal weißt, wie du eine Treppe malst, wirst du damit auch in einem großen Bild kein Problem mehr haben.
Natürlich ist für ein zufriedenstellendes Ergebnis auch das Material entscheidend. Stell dir vor, du willst Schifahren lernen. Bevor du dir jedoch eine teure Ausrüstung kaufst, willst du erst einmal versuchen, ob es dir auch Spaß macht. Jemand schenkt dir alte Bretter, dein Freund gibt dir seine alte Keilhose und auf dem Dachboden findest du Schischuhe, schöne, fast unbenutzt, aus Leder. Welche Chance hast du, damit Schifahren zu lernen und es zu genießen?
Genauso ist es mit der Aquarellmalerei. Natürlich kannst du es mit den Wasserfarben und Pinsel deiner Kinder auf dem alten Zeichenpapier versuchen, Freude wirst du an deinem Ergebnis nicht haben.
Wenn du erst einmal ausprobieren willst, ob dir die Aquarellmalerei Spaß macht, schau einmal, ob du einen Kurs in deiner Umgebung findest. Meist kann man da auch Material leihen.
Wenn du dich entschließt, dir Aquarellmalsachen zu kaufen, gebe ich dir hier Tipps, was du benötigst. Natürlich wirst du auch mit anderem Material gute Resultate erzielen. Meine Tipps beziehen sich auf deine Anschaffungen, wenn du noch kein Material hast, oder dein Material nicht zufriedenstellend ist.
Noch etwas solltest du vor einer Anschaffung bedenken, wenn du gutes Material hast und dir das Aquarellieren dann doch keine Freude macht, kannst du es verkaufen, z.B. über das Aquarellforum.
Farben:
Farben sind das teuerste an der Aquarellmalerei. Natürlich kann man es auch mit den Pinseln viel Geld ausgeben, es gibt welche um 300.-€, aber für einen Hobbymaler sind Farben die größte Investition.
Du hast zwei Möglichkeiten:
Du kaufst dir einen fertigen Malkasten, meist von Schmincke, mit mehr oder weniger Farben oder du stellst deine Farben selbst zusammen. Außerdem musst du sich zwischen Tuben und Näpfchen entscheiden. Wenn du Tuben verwendest, brauchst du eine Palette auf die du die Farben drücken und auf der du mischen kannst. Oder du drückst die Farbe in leere Näpfchen.
Grundsätzlich solltest du aber darauf achten, dass deine Farben transportabel bleiben. Du willst vielleicht einmal einen Kurs besuchen oder im Freien malen. Ich habe versucht, zu Hause einen anderen Kasten zu benützen und mich unterwegs auf einen kleineren Kasten zu beschränken. Das hat nicht funktioniert, weil ich die großen Kästen gewöhnt bin.
Mein Tipp: stell dir deinen eigenen Kasten zusammen und gestalte ihn gleich so, dass du ihn ausbauen kannst. Hier ein Vorschlag (alle Farben sind von Schmincke, große Näpfchen, inkl. großem Metallkasten ca. 80.-€):
536 | Gelbgrün | 480 | Bergblau | 660 | Siena natur | 216 | Reingelb |
halb lasierend | halb lasierend | halb lasierend | lasierend | ||||
530 | Saftgün | 494 | Ultramarinblau | 654 | Goldbraun | 349 | Kadmiumrot hell |
lasierend | halb lasierend | halb deckend | deckend | ||||
525 | Olivgrün gelblich | 485 | Indigo | 669 | Vandykebraun | 358 | Krapprot dunkel |
halb deckend | deckend | halb deckend | halb lasierend |
Große Näpfchen sind besser, weil du die Farbe daraus auch mit dem großen Pinsel gut aufnehmen kannst.
Pinsel:
Wie gesagt, bei den Pinseln gibt es nach oben hin kein Preislimit. Natürlich kannst du dir gleich einen Pinsel mit Kolinsky-Rotmarderhaaren kaufen. Aber die Synthetikpinsel sind heute schon fast genau so gut und wesentlich billiger.
Mein Vorschlag:
Da vinci Größe 20 ca. 15.-
Da vinci Größe 8 oder 10 ca. 7.-
Schlepper ca. 3.-
Achte aber beim Kauf der Pinsel darauf, dass die Größenangaben nicht genormt sind. Wenn du andere Produkte wählst, können diese abweichende Größenangaben haben. Deshalb hier nochmals eine gemessene Größenangabe:
Der größere Pinsel sollte 8-9mm im Durchmesser haben, der kleinere 4-5mm. Der Schlepper sollte feine, lange Haare haben und wenn möglich einen langen Stiel.
Papier:
Auch beim Papier gibt es wieder viele verschiedene. Mit der Zeit wirst du deines sicherlich finden. Zu Beginn verwende Blöcke. Das ist einfacher und es gibt sie in unterschiedlichen Formaten. Achte darauf, dass das Papier mind. 300g hat. Außerdem sollte es säurefrei sein.
Als Format kannst du kleinere Blöcke mit 30×24, mittlere Blöcke mit 40×30 und größere Blöcke mit 50×40 verwenden. Diese Größenangaben können aber auch leicht variieren. Ein Block in der Größe 40×30 mit 20 Blatt kostet ca. 25.-€.
Sonstiges:
Wasser brauchst du natürlich auch. Dazu reicht ein ausreichend großes Glas oder ein Becher.
Du brauchst einen Platz, wo du malen kannst. Aquarellmalerei hat aber den Vorteil, dass du deine Malsachen leicht herräumen und wegräumen kannst. Ausreichend Licht ist von Vorteil, ich sehe oft meine eigene Vorzeichnung nicht mehr. Das ist jetzt besser, seit ich ein Spot montiert habe. Tageslichtlampen sind aber nicht notwendig.
Ein Tuch und/oder eine Küchenrolle sind von Vorteil, weil du ja mit Wasser hantierst.
Damit ich mich beim Aufräumen leichter tue, lege ich mir immer Zeitungspapier unter.
Bleistift zum Vorzeichnen, ev. Radierer, aber versuche besser ohne auszukommen. Du beschädigst das Papier. Oder verwende Knetgummi.
Um die Farben zu Beginn des Malens einmal nass zu machen, kannst du eine Sprühflasche verwenden.
Jetzt brauchst du nur noch ein Objekt, das du malen möchtest. Im Newsletter findest du eine Fülle an Vorschlägen, gleich mit Tutorial.
Ein richtiger Aquarellmaler oder eine richtige Aquarellmalerin bist aber erst aber dem Zeitpunkt, wenn du zum ersten Mal deinen Pinsel in deinem Kaffee oder Tee auswäschst. Also abwarten (und üben) und Kaffee (oder Tee) trinken.
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Dieser Artikel wurde erstmals im Newsletter November 2007 veröffentlicht. Den aktuellen und die folgenden Newsletter kannst du über meine Homepage anfordern. Den Inhalt des aktuellen Newsletters vom Februar 2014 kannst du hier abrufen.
Pingback: Sonntagsleserin KW #09 – 2014 | buchpost
Das mit dem Tee ist mir neulich passiert ! Dachte schon jetzt werd ich wirklich alt 🙂
Aber du siehst, man kann beides auch von zwei Seiten betrachten Lg Gabi
🙂 jaaa 🙂 und jetzt bin ich ja wieder beruhigt dank deinem Beitrag !