10. Jänner 2014
Veröffentlicht im Newsletter Dezember 2010
Von einer passiven zu einer dynamischen Komposition
Der Ausdruck „Kissing“ wird dann benützt, wenn sich zwei Objekte in einem Bild berühren und sich nicht überschneiden. Sich berührende Elemente schaffen unbeholfene Formen und unangenehme negative Räume zwischen den Objekten.
Eine einfache Veränderung in der Komposition kann einen großen Unterschied in der Dynamik eines Bildes machen.
In dieser Version liegen beide Orangen nebeneinander. Die beiden Elemente berühren oder „küssen“ sich. Und obwohl einige andere Regeln der Komposition in Ansätzen beachtet wurden (z.B. „Goldener Schnitt“) ist das Resultat nicht zufriedenstellend.
Was könnte eine mögliche Lösung sein?
– ein Zwischenraum zwischen den beiden Elementen,
– eine Verbindung zwischen den beiden Elementen durch ein drittes Element, z.B. eine Zitrone,
– die Stellung der beiden Elemente zueinander zu verändern.
Die Schaffung eines Zwischenraums separiert diese Elemente noch mehr, ein Nebeneinander, eine Aufzählung wird dem Betrachter suggeriert. Selbst wenn du sie durch die Linie hinter den beiden Orangen verbindest, bleiben sie als zwei getrennte Formen bestehen.
Alles brav nebeneinander, langweilig und linkisch, auch noch in einem quadratischen Format. Warum hab ich das Bild bloß aufgehoben?
Bei Blumen, Blättern und Bäumen, oder auch in einer Landschaft kann so eine Änderung der Wirklichkeit leicht vorgenommen werden.
Diese Version ist schon bedeutend ansprechender. Manchmal habe ich in Bildern die Möglichkeit die Verbindung von zwei oder auch mehreren Elementen durch Hinzufügen eines zusätzlichen Elements, hier einer Zitrone, davor oder auch dahinter.
Eine andere Möglichkeit ist die beiden Elemente überlappend darzustellen. Damit erreichst du, dass die beiden Formen als eine wahrgenommen werden, d.h. du hast eine neue Form geschaffen.
Das ist z.B. bei der Darstellung von Häusern, wenn du sie einigermaßen realistisch darstellen möchtest oder musst, nicht so leicht möglich. In so einem Fall hilft vielleicht die Änderung deines Standpunktes und damit deines Blickwinkels.
Die letzten Lösungen sind von der Bildgestaltung her ansprechender als die ersten. Das Argument „Es ist aber in Wirklichkeit so!“ lasse ich nicht gelten, denn wir wollen unsere Bilder nicht kopieren, weder von der Wirklichkeit noch von einer Vorlage, sondern wir wollen gestalten. Und in deiner Gestaltung bist du frei.
Du kannst diese und auch alle anderen „Regeln“ aber auch brechen, wenn du dir darüber im Klaren bist, was du damit erreichen willst und kannst.