3. Jänner 2014
Da wir uns heute zum „Zusammen Zeichnen“ im Technischen Museum in Wien treffen, habe ich hier einen speziellen Weekend-Tipp aus dem Newsletter Juli 2012 über den Beginn meines Zeichnens.
Geht es euch auch so wie mir, dass ihr von eurer besseren Hälfte in jedes Technikmuseum gezerrt werdet? Meinem haben es vor allem Autos und Motorräder angetan. Ich spreche da wahrscheinlich vor allem für die Ehefrauen.
Warum ich trotzdem mitgehe? Weil es meistens kleine private Museen sind, die auf jeden Besucher angewiesen sind und … weil ich eher aus Langeweile das Zeichnen da entdeckt habe.
Wenn ich ein Motorrad gesehen habe, kenne ich alle. Vielleicht sehe ich noch einen Unterschied in der Größe oder der Farbe, aber schon beim Fabrikat muss ich nachlesen. Und bei Autos geht es mir nicht viel anders.
Seit ich aber in den Museen zeichne, sind sie interessant für mich.
Vermehrt zu zeichnen begonnen habe ich bei unserer Norwegenreise mit Hurtigruten im September 2010. Ich benutzte ein Buch mit 170g Papier, Größe ca. 18x26cm. Da mir die Seiten dann noch zu groß waren, habe ich die in der Mitte unterteilt. Gezeichnet habe ich mit einer Schulfüllfeder mit schwarzer Tinte. Diese habe ich dann mit einem Pinsel teilweise verwaschen.
Bei den kurzen Fotostopps bei Landausflügen habe ich schnell geknipst und dann eine Zeichnung angefertigt. Auch das musste schnell gehen.
Meine ursprüngliche Absicht war es nicht wunderbare Ansichten zu Papier zu bringen, sondern Motive schnell zu erfassen. So sind auf dieser Reise fast 100 Zeichnungen entstanden.
Wenn ich es jetzt durchblättere, kann ich mich noch an jede Situation erinnern in der die Zeichnung entstanden ist. Das kann ich von den Fotos nicht behaupten.
Später habe ich auf einem Zeichenblock 25×25 gezeichnet, mit der Füllfeder oder dann schon mit dem Tuschpinsel. Manchmal benutze ich den noch, meist zeichne ich aber jetzt auf 30×30.
An dieser Stelle möchte ich mich bei Erwin Kastner bedanken, der mir neben dem Aquarell auch das Zeichnen mit dem Tuschpinsel näher gebracht hat. Seine wunderbaren Tuschpinselzeichnungen verwendet er nicht nur als Vorlage zu Aquarellen, sondern sie stellen eigenständige Kunstwerke dar. Er zeichnet auf 40×40 Blöcken. Da ich aber immer unterwegs zeichne, bin ich auf 30×30 umgestiegen. Diese sind für mich leichter zu transportieren und zu handhaben.
Zu Beginn dachte ich, Tuschzeichnungen wären schwierig und kompliziert und wenn man nicht radieren kann fast unmöglich. In der Zwischenzeit macht es mir sehr viel Spaß.
Das Zeichnen mit Tinte oder Tusche erfordert sehr viel Toleranz sich selbst gegenüber. Jeder Strich ist da und lässt sich nicht mehr entfernen. Man muss damit leben und versuchen ihn in die Zeichnung zu integrieren.
Eine weitere Schwierigkeit beim Zeichnen in einem Museum ist es, dass es meist keine Auflage für den Block, geschweige denn einen Sitzplatz gibt. Man muss also den Block fest halten und im Stehen die Zeichnung vornehmen. Schon das erfordert ein wenig Übung. Oft sind auch nur die Ausstellungsstücke gut beleuchtet, die Gänge dazwischen eher schummrig. Außerdem kann man sicher sein, dass man Zuschauer haben wird. Auch damit muss man leben (können).
Beim Zeichnen des Objekts selbst gehe ich so vor, dass ich mit einem Detail, meist irgendwo in der Mitte beginne und das Motiv herum aufbaue. Wenn dann einmal das Papier nicht reicht, weil ich mich verschätzt habe, na und? Dann ist halt nur ein Teil da.
Ich zeichne auch gerne Apparate, von deren Funktionsweise ich keine Ahnung habe. Das fördert die Beobachtung. Ich kann mich auf keine vorgefertigten Begriffe, wie z.B. bei einer Landschaft Berg, Himmel, Haus oder Baum verlassen, zu denen mein Gehirn bereits eine Vorstellung hat. Es gibt nur Formen, hell und dunkel, vorne und hinten, Proportionen und Relationen zueinander.
Betty Evens beschreibt es in ihrem Buch „Garantiert zeichnen lernen“ als „den Sprachmodus des Gehirns ausblenden“ bereits in ihren Eingangsübungen. Das geschieht beim Zeichnen von etwas Unbekanntem automatisch.
Manchmal in kleinen Technikmuseen, wenn ich nicht weiß, welche Apparatur ich da gezeichnet habe, frage ich die Museumsaufsicht. Wenn er oder sie es erkennt bin ich mit mir zufrieden.
Wenn man diese alten Maschinen beim Zeichnen genauer ansieht, eröffnet sich ihre eigene Ästhetik. Alles ist zweckmäßig und doch schön. Die geschwungenen Kotflügel alter Autos, die gusseisernen Halterungen riesiger Maschinen. Manchmal frage ich mich, ob der Designer, der damals noch nicht als solcher bezeichnet wurde, sich bewusst Gedanken über die Schönheit seiner Maschine machte oder ob die Formen nur der Zweckmäßigkeit entsprangen.
Es freut mich, als Oldtimerliebhaber, zu lesen, daß Du einen Zugang zur Schönheit der Technik gefunden hast 😀
Es wäre auch zu schade, wenn diese technischen Meisterleistungen einem Ästeten verborgen blieben
Cari saluti, Giovanni
Toller Bericht ! Vielen Dank dafür, sehr lehrreich und motivierend. Derzeit verwende ich einen Skizzenblock mit 170gr Papier aber als Ringbuch !!! Der Vorteil: du kannst es komplett umschlagen und hast dann immer nur Blatt vor dir und gleichzeitig eine stabile Zeichenunterlage.
nur „ein“ Blatt vor dir wollte ich sagen. Da fehlt ein Wort sorry. 🙂
Für meinen Tuschpinsel verwende ich auch einen Ringblock 30x30cm. Ist leichter zu handhaben, wie du auch sagst. Lg Gabi.